Die Fastenzeit gilt seit alters her als eine Zeit der Buße und Umkehr. Eng damit verbunden ist die Praxis des Almosengebens und der Hungertücher in den Kirchen.
Buße und Umkehr
Bis zum 8. Jahrhundert gab es die öffentliche Buße, die man nur einmal im Leben empfing. Die Büßer, die eine schwere Sünde begangen hatten, bekannten ihre Vergehen am Beginn der Fastenzeit dem Bischof. Man wurde in den Büßerstand aufgenommen, mit Asche bestreut, verließ den Gottesdienst nach der Predigt und trug ein Büßergewand. Am Gründonnerstag wurden die Büßer wieder in die Gottesdienstgemeinschaft aufgenommen und legten ihre Bußgewänder ab.
Dieser Bußritus hat seine Spuren hinterlassen in dem Kirchengebot, in der „Österlichen Zeit“ das Bußsakrament zu empfangen.
„Almosen“
Schon im Judentum gab es die religiöse Praxis des Almosengebens. In der Fastenzeit wird zu einem besonderen Fastenopfer aufgerufen, das in Deutschland unter dem Namen „Misereor“ (auf Deutsch: ich erbarme mich) bekannt ist. Die Organisation wurde bereits 1958 gegründet. Misereor steht für eine fundierte Auseinandersetzung mit der Armutsthematik, der Situation in den Entwicklungsländern und der ökologischen Problematik.
Das Motto der Fastenaktion 2023 „FRAU. MACHT. VERÄNDERUNG.“ lenkt den Blick auf das Beispielland Madagaskar und die Rolle der Frauen, zum Beispiel bei der Sicherung der Ernährung. Wir sind aufgerufen an der Veränderung der Welt mitzuwirken: 130 Millionen Mädchen sollen in Zukunft Bildung erhalten, um ihr Leben zu verbessern.
Hungertuch
Etwa seit dem Jahr 1000 wurde mit einem Tuch in der Fastenzeit der Altar verhängt. Es sollte ein „Fasten für die Augen“ sein.
Im Mittelalter wurden die Fastentücher mit Szenen aus der Passion bebildert. So wollte man den Menschen, die nicht lesen konnten, in einer „biblia pauperum“ (= Bibel der Armen) die Erzählungen des Neuen Testaments nahebringen. Auch die Leidenswerkzeuge („arma Christi“) wurden häufig abgebildet, um zum Mit-Leiden einzuladen.
Moderne Hungertücher werden meist von Künstlern aus Entwicklungsländern gestaltet.
Zu Beginn der Fastenzeit haben wir uns am Aschermittwoch außerdem mit folgenden Fragen befasst:
Jedes große Fest erfordert eine Zeit der Vorbereitung. Dies gilt besonders für Ostern, das höchste Fest der Christenheit. Bereits seit dem 4. Jahrhundert umfasst die österliche Vorbereitungszeit 40 Tage. Die Zahl 40 kommt daher, dass Zeiten der Vorbereitung und der inneren Umkehr in der Bibel mit 40 Tagen bemessen werden:
- Mose war 40 Tage auf dem Berg Sinai, wobei er nichts aß und trank (Ex 34,28).
- Der Prophet Elija wanderte 40 Tage zum Berg Horeb, ohne etwas zu essen (1 Kön 19,8).
- Jesus fastete und betete 40 Tage in der Wüste.
Warum beginnt die Fastenzeit mit dem Aschermittwoch?
Im 4. Jahrhundert begann die Fastenzeit am 6. Sonntag vor Ostern. Da man an den Sonntagen nicht fastete und der Karfreitag und Karsamstag in die Fastenzeit einbezogen wurden, ergab sich bei 40 Tagen der Mittwoch vor dem 1. Fastensonntag. Die byzantinische Kirche fastete auch am Samstag nicht und benötigt so 8 Wochen.
Aschermittwoch
Asche auf sein Haupt zu streuen, ist ein Zeichen der inneren Umkehr und das Eingeständnis, etwas falsch gemacht zu haben. Der Ritus geht bereits auf die frühe Kirche zurück, wo es eine öffentliche Buße gab.
Die Asche wird durch das Verbrennen der Palmzweige des letzten Jahres gewonnen, gesegnet und nach dem Evangelium in Kreuzesform auf das Haupt der Gläubigen gestreut.
Der Aschermittwoch ist Fasttag, das heißt dass Erwachsene sich nur einmal am Tag ganz satt essen. Zugleich ist er ein Abstinenztag (von lateinisch: abstinere = sich enthalten), was den Verzicht auf Fleisch bedeutet.
Heute setzen der „Aschermittwoch der Künstler“, der seine Wurzeln 1914 in einer religiösen Besinnung der Künstler in Frankreich hat, sowie der „Politische Aschermittwoch“ auch weltliche Akzente. Dessen Entstehung hängt zusammen mit dem Bier, das als Getränk das Fasten nicht bricht. So wurde zuerst von den Mönchen für die Fastenzeit ein Starkbier gebraut.
(Text: Maria Hohenadel)