"Fürchtet euch nicht"
Trotz der so beunruhigenden, ja vielleicht sogar Furcht und Angst machenden Lage der Welt, lautet die Botschaft von Weihnachten: „Fürchtet euch nicht“. In Jesus Christus ist in unsere Welt mit all ihrem Leid und ihren Tränen ein unauslöschliches Licht gestellt worden. Gedanken von Pfarrer Christoph Hänsler aus unserem Weihnachtspfarrbrief.
Liebe Pfarrgemeinde,
liebe Leserinnen und Leser!
Das Bild auf der Vorderseite unseres Pfarrbriefs zeigt einen Engel des Weihnachtsaltars der Basilika.
Bei der Geburt Jesu waren Engel da, die Gott lobten. Es wird auch berichtet, dass ein Engel zuerst den Hirten auf dem Feld die frohe Botschaft überbrachte. Der Engel sprach die Hirten an mit den Worten: „Fürchtet euch nicht“ (Lk 2,10).
Mit Blick auf die Lage in der Welt erkennen wir allzu viele Dinge, die zu Beunruhigung Anlass geben, vielleicht sogar zu Furcht und Angst.
Und doch sagt uns Weihnachten: „Fürchtet euch nicht!“ Denn Gott ist in die Welt gekommen, er ist mit uns auf dem Weg und weiß um uns.
Dabei blendet unser Glaube all das Schwere, das es gibt, nicht einfach aus. Gott tritt herein in unsere Welt, wie sie ist, mit all ihren Tatsachen, ihrem Leid und ihren Tränen.
Aber mitten in diese Welt hinein ist eine feste Hoffnung gestellt, ein unauslöschliches Licht: Jesus Christus! Der Menschgewordene ist unser Erlöser und Retter – in ihm steht uns der Himmel offen. Alles Irdische, auch all das Leidvolle in der Welt, bekommt eine neue Perspektive durch Christus, der den Tod überwunden hat.
Doch die Furcht der Hirten auf dem Feld, von der wir im Weihnachtsevangelium hören, hat zunächst eine ganz andere Ursache: Als der Engel des Herrn zu den Hirten trat, wurden sie von der „Herrlichkeit des Herrn“ umstrahlt; ihr Erschrecken darüber war groß. Es war die Furcht vor der Erscheinung Gottes.
Dabei ging es den Hirten nicht anders, als vielen anderen biblischen Gestalten, die von Gott angesprochen wurden: Mose am brennenden Dornbusch, Maria bei der Verkündigung durch den Engel, die Frauen bei der Erscheinung des Auferstandenen – sie alle erschraken heftig. Ein Mensch, der in die Nähe Gottes kommt, kann nur das eigene Ungenügen empfinden, heilige Scheu.
Aber auch hier gilt das Wort: „Fürchtet euch nicht!“ Gott, der unendlich groß ist, kommt in die Welt. Der Herr kommt in sein Eigentum (Joh 1,11). - Aber er kommt nicht so, dass wir uns vor ihm fürchten müssten, sondern so, dass wir ihn liebgewinnen müssen.
Jesus Christus betritt die Welt in äußerer Schwachheit, als Kind in einer Krippe; sein Leben ist Hingabe und Dienst an den Menschen. Das ist eine Einladung an unsere Demut, an unsere Freiheit, an unsere Liebe. Denn Gott will nicht, dass wir uns aus Furcht seiner Herrschaft unterwerfen, sondern dass wir ihm aus unserer eigenen Freiheit und Liebe heraus folgen in seiner Art, Mensch zu sein – als Menschen der Gerechtigkeit, der Güte, des Erbarmens.
Christus auf diese Weise zu lieben, das schließt den Respekt und die Achtung vor seiner Größe nach wie vor ein: Der heilige Bernhard von Clairvaux hat einmal formuliert: "Groß ist Gott und überaus lobenswert; klein ist Gott und überaus liebenswert.“
Die Hirten haben das Kind in der Krippe gesehen und ihm ihr Herz geschenkt. Die Begegnung mit dem göttlichen Kind nimmt ihnen alle Angst. Sie spüren: Es zählt nur, dass ich zu diesem Kind gehöre, dass es mich liebt, und dass ich es wieder lieben darf.
So kann es auch im Leben des Christen im Grunde nur eine Sorge geben: Wie kann ich diesem Kind gefallen? Welche Gabe kann ich ihm bringen? Wie kann ich Gottes Gegenwart in der Welt dienen?
Ihnen allen wünsche ich - auch im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pfarrei - von Herzen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit!
Ihr
Pfr. Christoph Hänsler
Übrigens:
Sofern Sie unseren Pfarrbrief nicht im Briefkasten hatten, finden Sie ihn in unseren Kirchen.